Meeting-Stress

Diese Woche war -arbeitstechnisch gesehen- fast schon stressig. Wir hatten ein Meeting nach dem anderen. Angefangen hat es am Dienstag damit, dass Loini –ehemals Assistant Centre Coordinator, nun vorübergehend Centre Coordinator- eine Präsentation über das Center halten wollte, damit die Mitarbeiter und auch Außenstehende über die Struktur, Ziele, Programme des Centers und noch einiges mehr informiert werden. Für uns Freiwillige fande ich das eine richtig gute Idee, bei den Center Angestellten finde ich, sollte dieses Wissen eigentlich schon da sein… Aber hey,  wie wir in den vergangenen Wochen festgestellt haben, muss dem nicht so sein :)

Also wie wir bereits aus dem Staff Meetings mitgenommen haben, ist es hier keinesfalls unhöflich, wenn das Handy während eines Meetings oder eben auch einer Präsentation klingelt. Rolf –welcher hier an der Uni doziert- hat uns dann erklärt, dass das „ein Muss“ ist, da ja sonst keiner mitbekommt, welches Handy man besitzt. Mir ging, das allerdings nach 2 Stunden, dann doch schon gehörig auf die Nerven, nachdem es auch fast immer das gleiche Handy war und letzten Endes geht man dann ja doch nicht an´s Handy ran, sondern lässt es nur klingeln…

Süß, war auch die eine „Volunteer“ (Die Angestellten des Centers sind in „normale“ Angestellte, welche sich fast alle „Officer“ bezeichnen und in „Volunteers“ unterteilt. Die „Volunteers“ nennen sich zwar Freiwillige, bekommen aber schon auch ein Monatsgehalt, wenn sie auch finanziell wesentlich schlechter gestellt zu sein. Die Volunteers sind wiederum den Officer unterstellt und arbeiten, draußen in der Gemeinde, im Bereich des jeweiligen Officer.) … so also weiter im Text. Die eine der „Freiwilligen war auch richtig süß, sie hat ein Neugeborenes und schon so, wenn sie im Center unterwegs ist, trägt sie dieses immer mit sich herum, also hatte sie dieses auch im Meeting dabei. Irgendwann, wurde die kleine dann etwas unruhig, also hat sie kurzerhand angefangen das Baby mitten im Meeting und mitten im Raum zu stillen :) Sowas würde man bei uns wirklich nicht sehen. Und die Kleine hatte auch richtig Hunger!!! So musste dann auch noch die Brust gewechselt werden, alles natürlich mittendrin :)

Richtig genial wurde es dann im nächsten Meeting, welches am Donnerstag stattfand.

Der 5-Jahres-Strategie-Plan des Town Council (TC) ist 2014/2015 ausgelaufen, daher soll nun ein neuer 5-Jahres-Plan aufgesetzt werden. So wie Lioni es im Staff Meeting verkündet hatte, dachten wir ja, dass der Plan steht und nur noch verkündet wird. Von wegen, dir Arbeit geht erst los… Da das Town Council, sowas allerdings nicht selber kann, wurde eine äußerst kompetente Consulting-Firma aus Windhoek hinzugezogen. Nachdem diese erstmal mit Verspätung im Meeting erschien –sie dachten, wir treffen uns oben…- musste natürlich erst noch aufgebaut werden, nachdem allerdings kein Beamer vorhanden war, musste die Tonspur, bzw. das Flipchart ausreichen. Einer der TC-Mitarbeiter hat dann auch noch Getränke und Snacks (Komische Mischung aus Chips mit Barbecue-Geschmack und Menthol(?)-Bonbons; alles natürlich appetitlich auf einem Teller angerichtet…) geordert, sodass das Meeting dann –als endlich alle Personen anwesend waren und sich einen Stuhl organisiert hatten- schließlich mit ca. 30 min Verspätung anfangen konnte.

Die äußerst kompetente Consulting-Firma musste dann erstmal erfragen, welche Bereiche den nun anwesend seien, und wie die in die Struktur des TC einzuordnen sind. (Sowas kann man ja nun wirklich nicht, erfragen bevor man mit den Meetings zur Erarbeitung des Strategie-Planes beginnt. Also mussten hier zunächst einmal alle offenen Fragen und verwirrenden Strukturen geklärt werden, nachdem das erledigt war, ging´s auch schon los. Der eigentliche Plan hatte wohl vorgesehen, dass man erst den alten 5-Jahres-Plan reflektiert und betrachtet, was umgesetzt wurde, um dann überzugehen, den Ziele/Strategien etc. für den neuen zu formulieren. Zja, irgendwie sind wir jedoch gleich darauf zu sprechen genommen, was die einzelnen Bereiche so für die Zukunft planen bzw. benötigen.

Die Auswahl der Bereiche war auch recht spannend, so waren am Donnerstag das Sam Nujoma Multi-Purpose Centre (SNMPC) –der soziale Arm des TC- anwesend, die Bereich für lokale „Wirtschaftsentwicklung“ (local enviromental development), die Feuerwehr (emergency service) und die „Gesundheitsabteilung“ (enviromental health). Fragt mich bitte nicht, warum die Abteilungen (immer) enviromental in ihrer Bezeichnung haben, so richtig verstehe ich das nicht. Allein auf „Umwelt“ bezieht es sich nämlich der Beschreibung nach nicht, aber vielleicht kann man den Begriff auch einfach etwas „weiter“ fassen... Man weiß es nicht.

Auf jeden Fall haben wir auch über die einzelnen Bereiche spannendes gelernt, etwas, dass die Feuerwehrleute eigentlich ganz zufrieden sind, da sie regelmäßige Trainings haben. Die Aussage wurde jedoch 10 Min. später schon wieder entkräftet und noch weiter wiederlegt, da man uns offenbarte, dass es lediglich 2 ausgebildete Feuerwehrkräfte in der Stadt gibt, welche von 8 „Freiwilligen“ unterstützt werden. Also bei ca. 20.000 Einwohnern, ist das schon viel… Nicht! (Ahh, da möchte man wirklich nicht, dass hier mal ein Feuer ausbricht. Aber wie meinten Rolf und Tereza, hier ist ja Platz, dass man flüchten kann. Jahaaa, MIT Auto, würde ich das Ganze auch etwas entspannter sehen…) Der Bereich LED (local enviromental development) möchte einen weiteren Handelsplatz schaffen, und wenn ich das richtig verstanden habe, soll es eine weitere Art Open Market sein, wo Gewerbebetriebe für ein paar Jahre einziehen und wenn es bei Ihnen läuft, dann wieder ausziehen… Gut, dass alle Malls hier bis auf die letzten Kapazitäten ausgenutzt sind, da braucht man wirklich noch mehr „trade space“.

Loini möchte, das Center –welches übrigens bisher einen eigenen 5-Jahres-Strategie-Plan hatte, welcher auch nur schlappe 47Seiten umfasst hat- besser im Gefüge des Town Councils einfügen und auch die Vision und Mission mit der des TC vereinen… Und weiterhin möchte sie daran arbeiten, dass das Center tatsächlich mehr als Ort, für alle Gesellschaftschichten akzeptiert und angenommen wird, und nicht nur al Ort für die „Armen“ gilt. (Das finde ich richtig gut!!! Wird aber wohl ein langes, schwieriges Unterfangen, da wir leider nicht über ausreichend Budget verfügen, um für alle interessante Projekte anzubieten. Aber mal sehen, in wie weit, wir uns hier einbringen können und dieses Ziel mit vorantreiben können, den genau das, ist auch ein Punkt, den wir schon gesehen hatten… Aber in Deutschland ist das ja nicht anders, dass die Gesellschaftsschichten sich eher schlecht miteinander vermischen lassen.)

Achja und das Highlight dieses Meetings war die Frau schräg gegenüber. Nachdem sie sich ausgiebig mit dem Taschentuch die Nase saubergemacht hat –und hiermit meine ich nicht, dass sie sich geschnäuzt hat!- hat sie dann kleine Fitzelchen abgerissen, zusammengedreht und angefangen ihre Ohren zu säubern. Ich bin ja nur froh, dass sie sich danach nicht noch weiteren Körperöffnungen zugewandt hat…

Achja , wir haben wirklich die ein oder andere witzige Anekdote aus den Meetings mitgenommen. Auch der Mann hinter uns, welcher erstmal forsch die „Sweets!“ verlangt hat, nachdem die „Putzfrau“ (Ich hoffe ich darf das sagen, den unsere „Putzfrau“ im Center ist schließlich keine Putzfrau, sonder ein „General Assistant“! Aber auch hierzu konnte Rolf uns aufklären, dass es in der Uni auch eine strenge Hierarchie der Putzangestellten gibt, es gibt welche für den Mülleimer, für das Staubsaugen, für das Abstauben des Schreibtisches und und und.) diese fertig auf dem Teller angerichtet hatte.

 

Und zu guter letzt hatten wir dann am Freitag das längste Staff Meeting ever –woran natürlich nur wir, die blöden deutschen Freiwilligen- Schuld waren, weil wir doch aber auch soooo viele Ideen und Vorschläge hatten. Unmöglich! Aber hey, zum Glück habenunsere Kollegen ja nur Anmerkungen, was man anders machen kann/soll und müssen sich mit diesen Ideen ansonsten nicht auseinandersetzen. Den allein schon die Bitte, dass wir einen Übersetzer benötigen, wenn wir mit den OVC (orphans and vulnerable children, welche das After-School-Programm besuchen) Regeln für deren Aufenthalt im Center aufstellen, nachdem sich einer unserer Kollegen beschwert hatte, dass diese Kinder so ungezogen wären, War wirklich zu viel verlangt. „Lasst die Kinder doch ihre Ideen zu den Regeln aufschreiben.“ Genau, weil die Kinder, welche kein Englisch sprechen, schließlich schreiben können… Richtig! Ahhhhh, manche Situation ist einfach nur zum Haare raufen.

 

Achja abgesehen von den Meeting gab es am Donnerstag in der Halle des Centers eine Versammlung bezüglich des „Month of Awareness for Deaf“ (Monat der Gehörlosen). Richtig cool fand ich, dass sie beim Spielen der Nationalhymne in Zeichensprache „mitgesungen“ haben, dass hat mich irgendwie richtig berührt…

Leider war ich etwas zu langsam und habe nicht die gesamte Hymne aufgenommen, aber seht selbst:


Und dann hatten wir noch ein witziges Erlebnis mit Titus unserem Mitbewohner. Am Donnerstag war ich richtig k.o. nach der Arbeit, da ich die gesamte Woche abends immer irgendetwas anderes gemacht habe, entweder die Wohnung geputzt, Wäsche gewaschen oder wir waren joggen. Als ich gerade beschlossen hatte, dass 19:00Uhr eine passable Zeit zum in´s Bett gehen ist und kurz vor´m Einschlafen war, kam Titus heim und meinte, ob wir zum „Mango Tree“ mitkommen wollen. Bereits kurz nachdem er eingezogen ist, hatte er was von einem „Mango Tree“ erzählt und nachdem ich Mangos heiß und innig liebe, war ich auch Feuer und Flamme. Am Donnerstag, in meinem Delirium, hatte ich mich zwar noch gewundert, wo hier ein Mango-Baum sein soll, und ob die Mangos den tatsächlich schon reif sind, aber Titus wird´s ja wohl wissen. Also Handy und Schlüssel geschnappt und los. Nach kurzem Fußweg, standen wir dann vor dem „Mango Guesthouse“… Also doch nichts von wegen MangoBAUM :/. Blöd nur, dass wir kein Geld dabei hatten, schließlich sind wir ja in der Annahme losmarschiert, dass wir jetzt gleich irgendwo Mangos pflücken und mit nach Hause nehmen… Also ist Clara still und heimlich nochmal zur Wohnung zurück und hat unsere Geldbeutel geholt, um dann am Ende festzustellen, dass Titus uns einläd…

 

Witztig war´s auf jeden Fall :)

 

P.s.: Vielen lieben Dank für die Kommentare an meinem letzten Post. Ich freue mich echt immer riesig, wenn ich Kommentare oder E-Mails von euch bekomme.

Leider gibt es hier bei die Jimdo nicht die Möglichkeit, dass ich direkt auf eure Kommentare antworte… Um das zu können, müsste ich an jeden Blogpost ein Gästebuch anfügen, dass finde ich dann doch etwas Umständlich, daher nun hier die Antworten:

 

#1 Mara

Was ist da los? Wir haben immer noch nicht geskypt! So geht das nicht. Ich verlange diese Woche, spätestens nächste ein Skype-Date!

 

#2 S.E.

JAAAA!!! Dem P.p.s. ist tatsächlich glauben zu schenken; man mag es kaum glauben…

P.s.: Vielen Dank für die Kommentare und E-Mails. Ich freue mich immer sehr!

 

#3 Isabells Mama

Trotz „Kindergeburtstags-Abenteuer“ freue ich mich über Anteilnahme, oder zumindest über eine Reaktion. Schließlich kann so ein Kindergeburtstag auch schon aufregend genug sein ;-)

 

#4 Clara

Ich hab schon wieder Hunger L
Mal, sehen ob das mit der tollen Beifahrerin anhält! Und zum Eland Drive… Von Anfang an war ausgemacht: Ich fahre, du bist für die Karte/den Weg zuständig ;-) So einfach kannst du dich nicht rausreden!

 

#5 Christel und Reinhold

Euch auch ein doppeltes Hallo und Danke für den Kommentar. Wird euer nächster Urlaub dann vielleicht auch nach Namibia gehen, bei so viel Reiseinspiration und dem Fernweh, dass ich in euch wecke… ;-)

 

Liebe Grüße an euch Alle!

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Kommentare: 1
  • #1

    Clara (Montag, 26 September 2016 14:54)

    Ich möchte gerne hinzufügen, dass die Frau in dem Meeting um die 30 Minuten in der Nase gepopelt hat und sich dann ihren Ohren gewidmet hat. Ich dachte jeden Moment fällt ihr das Gehirn aus der Nase. :D :D Ich hatte schon Bauchweh vom Lachen unterdrücken! Wenn das Meeting noch länger gegangen wäre hätte sie sich bestimmt auch um alle anderen Körperöffnungen gekümmert :D :D

    Zu der Mago Tree Geschicht würde ich gerne sagen, dass ich extra meine Akku-box von dem kleinen Sprint Nachhause mit gebracht hatte um behaupten zu können, dass ich deswegen nach Hause gegangen bin. :D Also habe ich mein Handy mit 43 % Akku geladen damit unser Alibi hält :D :D Oh mann das war echt lustig :D Wenn wir zurück nach Deutschland gehen müssen wir die Geschichte Titus mal erzählen. :D :D :D

    Isa dieser Bolgeintrag ist dir mal wieder sehr gut gelungen! :D